Das Berliner Modell

DAS BERLINER EINGEWÖHNUNGSMODELL

Eingewöhnung in der Kindertagesstätte

Das Berliner Eingewöhnungsmodell stützt sich auf die Bindungstheorie von John Bowlby ( Kinderarzt/Psychoanalytiker ). Grundlage des Modells ist die Beachtung der Bindung des Kindes an seine Bezugsperson ( z.B. Mutter ) und der unterschiedlichen Bindungsqualitäten.

Bei der Eingewöhnung darf niemals aus den Augen verloren werden, dass jedes Kind das Tempo seiner Eingewöhnung selbst bestimmt.

Für ein Kind ist es eine große Herausforderung, sich an eine neue Umgebung anzupassen und eine neue Beziehung zu fremden Personen aufzubauen. Dabei benötigt es die Hilfe und Unterstützung ihrer Bezugsperson. Das Ziel der Eingewöhnung besteht darin, während der Anwesenheit der Bezugsperson eine tragfähige Beziehung zwischen Fachkraft und Kind aufzubauen. Das Gefühl der Sicherheit durch gute Bindung zur Fachkraft ist die Grundlage für gelingende Bildungsprozesse in der Kita.

Ohne Bindung ist Bildung nicht möglich!

  • Die Eingewöhnung braucht Zeit. Planen Sie mindestens 4 Wochen für diese Phase ein.
  • Die Kinder sollen jeweils vor und nach der Eingewöhnungsphase in der Kita „Qualitätszeit“ mit den Eltern erleben, z.B. gemeinsam ein Bilderbuch anschauen, kuscheln, usw.
  • Ein/e Bezugserzieher/in begleitet Ihr Kind und Sie während dieser Phase, führt ein Aufnahmegespräch mit Ihnen bei dem Vorlieben und Besonderheiten besprochen werden, bespricht Organisatorisches und ist für Fragen und Hilfestellungen jederzeit offen.
  • Das Einführungsgespräch findet ohne Kind statt. So haben Sie als Eltern die Möglichkeit sich vollständig auf den Inhalt konzentrieren zu können. Dieses Gespräch ist ein wichtiger, erster Baustein für die Eingewöhnung Ihres Kindes.
  • In den ersten 3 Tagen der Eingewöhnung ist ein Zeitrahmen von ca. 1 Stunde einzuplanen.
  • Die Begrüßung erfolgt durch die/den Bezugserzieher/in. Im Gruppenraum ist eine Rückzugsmöglichkeit für Ihr Kind und Sie vorbereitet.
  • Das begleitende Elternteil verhält sich in dieser Phase immer passiv, ist der „sichere Hafen“ für das Kind. Trotzdem ist die Mutter/der Vater vollkommen auf das Kind konzentriert (keine Handynutzung, Stricken, usw.). Die Begleitperson folgt dem Kind nicht, ist aber immer erreichbar.
  • In den ersten 3 Tagen wird KEIN Trennungsversuch unternommen!
  • Nach diesen 3 Tagen entscheidet der/die Erzieher/in nach dem Verhalten des Kindes über eine längere oder eine kürzere Eingewöhnungszeit.
  • Etwa ab dem 4. Tag kommt die Mutter/der Vater mit dem Kind in die Kita, bleibt ein paar Minuten da, verabschiedet sich dann von dem Kind und verlässt den Raum.
  • Das Verhalten des Kindes ist Kriterium dafür, ob die Bezugsperson in der Kita anwesend sein muss, oder ob es ausreicht, wenn sie/er telefonisch erreichbar ist.

Es ist völlig normal wenn ein Kind bei der Trennung weint. Dies ist ein Zeichen für das Bindungsverhalten des Kindes und ist absolut positiv zu bewerten. Wichtig ist hierbei, dass sich das Kind von der Erzieherin trösten lässt.

  • Nach Absprache mit dem/der Bezugserzieher/in wird der Betreuungszeitraum langsam gesteigert. Kriterium für das Tempo der Steigerung ist einzig das Verhalten des Kindes.
  • In der Schlussphase der Eingewöhnung hält sich die Mutter/der Vater nicht mehr in der Kita auf, ist jedoch jederzeit telefonisch erreichbar.
  • Wird das Kind zwischen dem 1. und 6. Tag der Eingewöhnung krank, wird nachdem das Kind wieder gesund ist, mit der Eingewöhnung erneut am Anfang begonnen.
  • Die Eingewöhnung findet immer, nach vorheriger Absprache mit dem/der Bezugserzieher/in, während der Freispielzeit, statt.
  • Beginn einer Eingewöhnung ist immer an einem Montag ( manchmal aus organisatorischen Gründen auch an einem Dienstag )
  • Ist die erste Woche der Eingewöhnung überstanden, so beginnt die neue Woche mit dem gleichen Betreuungsstatus, mit dem die vergangene Woche freitags geendet hat. Es wird nie an einem Montag mit einem neuen Schritt begonnen.
  • Ein Gegenstand der nach Mutter oder Vater riecht ( z.B. Kuscheltuch oder getragenes T-Shirt ) kann die Eingewöhnung für das Kind erleichtern. Insbesondere bei ersten Schlafversuchen in der Kita kann ein solcher Gegenstand sehr hilfreich sein.
  • Auch ein kleines Fotoalbum des Kindes, mit Bildern der eigenen Familie, der Haustiere kann ebenfalls den Einstieg in die Kita leichter machen. Es kann als Gesprächsanlass zwischen Erzieher/in und Kind genutzt werden und kann für das Kind ein Stück von zu Hause bedeuten, das es bei sich trägt.

Auch Kinder deren größere Geschwister bereits die Kita besuchen, die beim Bringen der Schwester oder dem Bruder täglich in der Kita sind, benötigen dennoch bei ihrem eigenen Einstieg in die Kita unbedingt eine Eingewöhnungszeit. Jedes Kind hat ein Recht auf eine individuell gestaltete Eingewöhnung.